Ich lebe meinen Traum mit YFU-in den USA ♥

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Last Christmas, I was somewhere else (;


Howdy Fellas!
Es ist fast Weihnachten und ich fuehle mich praechtig! Dieser Dezember hatte es definitiv in sich. Aber es war auch Zeit fuer einen Rueckblick auf die letzten 4 Monate. Es ist schwer zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Letztes Jahr haetten ich und Gregor, in Physik sitzend, geheult, dass doch endlich Ferien seien.
Wie ich schon im letzten Eintrag angedeutet habe, sind die Vorbereitungen auf "the big day" schon Ende November heiss gelaufen und ich habe noch nie in meinem Leben mehr Blinklichter als in der Nebenstrasse unserer Schule gesehen. Wenigstens wurde mein Wedge Drive in Ruhe gelassen und nicht mit tanzenden Weihnachtsmaenner dekoriert, die meine Mama liebend gerne abschiessen wuerde. Doch gerade ich, der "German Culture Warrior", hatte die Ehre einen Herrnhuter Stern an unser Haus zu haengen, um ein kleines bisschen Heimatgefuehle aufleben zu lassen. Natuerlich gibt es fuer mein saechsisches Meisterwerk keinen besseren Platz als neben der so oft geehrten amerikanischen Flagge. Mein genialer Schachzug ging auf und mindestens 4 Nachbarn fragten Ellen und Jim, woher dieser dezente, strahlende Stern sei. Es ist schoen, wenn ich von der High school nach Hause komme und mir unser Nachbar sagt, dass er sich so einen "pretty star" gut an seinem Haus vorstellen koennte. Mission erfuellt.
Waehrend mir meine Eltern von Schneestuermen in und einem "Wetten-Dass" Unfall berichteten, wartete ich vergebens auf einen Hauch von weissen Flocken. Kalt war es trotzdem-aber laut dem amerikanischen High School-Schulwissen ist es ja klar, dass der Deutsche an dieses Wetter gewoehnt ist. "Wozu denn die Jacke?", wurde ich gefragt, doch hatte Schwierigkeiten mit dem Antworten, da meine Zaehne klapperten. Ach ja, warum eigentlich die Jacke bei 2 Grad? ;)
Verwundert war man auch hier, dass meine Familie in Deutschland den Tannenbaum erst am 22./23. Dezember aufstellt. Unser kuenstlicher Weihnachtsbaum stand schon am 4. Dezember fein dekoriert im Wohnzimmer. So richtig weihnachtlich fuehlte ich mich noch nicht. Nachdem ich eine Reihe an unechten Aesten reinzustecken, vergessen hatte, sprang mir ein lautes "Scheisse!" aus dem Mund und Jim brach in Gelaechter aus. So viel zum Weihnachtsbaum aufstellen.
Den Tag darauf war ich verdammt nervoes. Hallenfussball. Erstes Treffen. Eine Gruppe von 40 Leuten aufgeteilt in 8 Teams. Ich wusste nicht was auf mich zukommen wuerde und ich war schon eine Stunde vor den ersten Spielen fertig zum gehen. Ich weiss nicht mehr, was ich gedacht habe, aber ich hatte die ganze Zeit nix getrunken. Als ich dann von Nervositaet geplagt, das erste 17 min Spiel mit meinem Team(wildfremden Kids) anfing, spuehrte ich das etwas nicht in Ordnung war. Meine Kehle war zugeschnuert und die anderen Jungs legten ohne Kompromisse in einem Tempo los, dass ich lange nicht mehr gewohnt war. Mein Herz raste, als ich nch dem Ball rannte und mein trockener wuerde mich noch umbringen. Ich schaute auf die Uhr, noch 14 min. "Ich werde hier sterben", dachte ich laut. Ich hatte eigentlich nie grosse Ausdauerprobleme, doch mein Koerper schrie nach Wasser wie die Bewohner des Sudans. Mein Team fuehrte zwar 2:0 und ich hatte sogar eine Vorlage gegeben, doch ich dachte schon an das Krankenhaus. Ich konnte doch mitten im Spiel nicht sagen: "Hey, kurze Pause bitte!". Es war Alles oder Nichts. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so dreckig und richtig scheisse gefuehlt, wie in diesen 17 min. Mein dehydrierter Koerper war am Rande des Zusammenbruchs, doch mein sturrer Kopf sagte: "Weiter". Mein Herzschlag war an diesem Moment lauter als ein Flugzeug und ich dachte es wuerde mir den Brustkorb sprengen, wie in den 'Alien' Filmen. Unerklaerlich auch, wie ich trotz totem Kreislauf ein Tor geschossen habe. 5:2 Endstand, doch das war in dem Moment sekundaer. Jim winkte mir, doch ich machte ihm mit Handzeichen klar, dass ich fuer laengere Zeit in der Kabine verschwinden wuerde. Gerade als ich im "Locker Room" angekommen war, machte mein Koerper schlapp und ich fiel auf die grauen Fliesen. Mein pumpendes Herz droehnte in meinem Herzen und ich rechnete mit dem Schlimmsten. "Warum habe ich nix vorher getrunken?", schoss es mir durch den Kopf. Ich war ganz allein in dem Raum und lag mit schweren Atemproblemen flach. Wenn jetzt was passiert und mich niemand findet, dann siehts schlecht aus. Ich konnte nicht mehr denken. Mir war das Alles nur peinlich und ich zog mich hoch am Waschbecken. Ich wollte ganz normal Wasser trinken, doch ich konnte nicht. Meine Lunge presste soviel Luft raus, dass ich alles ausspuckte. Ich musste warten, bis sich mein Koerper wieder beruhigt hatte. Ich war so geschockt, da es das erste Mal war, dass ich meine Bewegungen nicht mehr kontrollieren konnte. Ich fuehlte mich hilflos. Nach einer halben Stunde konnte ich normal Wasser einnehmen, doch ich spuehrte kaum etwas, da meine Kehle wie taub war. Ich kam zurueck in die Sporthalle und signalisierte dem verwunderten Jim, dass ich fast in Ohnmacht gefallen bin. Meine Stimme war so leise, dass ich sie selbst kaum hoerte. Kopfschmerzen plagten mich, waehrend ein anderes Spiel im Gange war. Jim war so nett und holte mir zwei Gatoradegetraenke, die ich in 5 minuten getrunken hatte. Wenigstens hatte ich noch 45 min bis zu meinem naechsten Spiel. Das einzige, was ich machen konnte, war hinlegen...
Meine beiden anderen Spiel bestritt ich ohne groessere Probleme und auch diese wurden gewonnen. Trotzdem dachte ich nur an was in der Kabine passiert war. So was krasses ist mir noch nie passiert und ich stand nahe am Kollabieren. So dramatisch ich diesen Abend auch beschreibe, so wahrhaftig ist, was geschehen ist. Ich hatte schreckliche Angst, dass ich nicht mehr atmen kann und ich schlief sehr schlecht, die darauffolgenden Naechte.
Von heute aus gesehen, war das eine einmalige Sache und mittlerweile spiele ich voellig normal und konstant. Letzten Sonntag hat mein Team sogar den Championship geholt und das bedeutete 100$ fuer die Siegermannschaft. Ganz richtig, und ich bin jetzt 20$ reicher. Ob sich dafuer ein fast Totalkollaps gelohnt hat, muesst ihr entscheiden (;
Am Samstag(vor dem grossen Sieg) gab es noch eine kleine YFU Christmas Party, die stark einer deutschen glich. Naja, ohne den Gluehwein. Die meisten Austauschschueler hatten Essen mitgebracht und Geschenke wurden ausgegeben. Netter, kleiner Abend, obwohl es mich ankotzte wie sich die Deutschen ueber extrem viele Dinge beschwerten. "Ach, diese Eltern wollen uns alles vorschreiben, blaa blaa." Naja, das ist ja auch kein Partyjahr du Behindi. Wahrscheinlich hat mich der NRW-Klugscheisser-Ton mehr angekotzt.

Der Tannenbaum, den ich und Jimi G aufgestellt hatten, ist jetzt voellig mit Geschenken bedeckt und ich fuehle mich unter Druck weil ein Drittel von ihnen "for alex" sagt. Chandler nahm mich noch schnell mit zur Mall wo ich ein Buch und eine CD besorgte, da mein lang erwartetes Paket samt Raeuchermaennchen aus Deutschland nicht kommen will. Weihnachten ist nicht nur Geschenke geben, das weiss ich. Macht meine Gewissensbisse aber auch nicht geringer.

Heute wird Ellens Bruder Art aus San Francisco einfliegen und morgen steht dann der grosse Tag an. Ich bin aufgeregt, da es das erste Weihachten ausserhalb der Heimat ist. Ich habe kein Heimweh, aber ich blicke schon noch interessiert nach Europa. Deswegen danke ich allen, die mir so schoene Nachrichten schreiben! Danke an: Manga, Jutta, Die Schneiders, Jasmin, Sophia, Luis, einen in franzoesisch und englisch schreibenden Gregor und den suessen Text von Rauli. Ihr seid wunderbar! Ich werde versuchen, euch nach Weihnachten zu schreiben! Ich hoffe, dass Didis extreme Fussballfanatik ihn nicht ins Krankenhaus gebracht hat! Frohe Weihnachten euch allen! 2010 war ein erlebnisreiches und spannendes Jahr! Danke, dass ihr es mir so verschoenert habt!

Feliz Navidad!